Nicht alle Katzen sind verschmust oder lassen sich streicheln. Ob das so ist, hängt von vielen Faktoren ab. Manchmal müssen wir leider akzeptieren, dass die Katze nicht kuscheln will und nicht bereit ist, ihre Liebe so zu zeigen, wie wir es uns wünschen würden. Die Frage lautet nun: Ist es möglich, die Natur einer Katze und ihre Einstellung zu Menschen zu ändern? Warum will die Katze nicht mit uns kuscheln?
Wenn wir uns für eine Katze entscheiden, dann oft mit der romantischen Vorstellung, dass die Beziehung zu unserer Katze auf gegenseitiger Zuneigung und Liebe basiert, mit regelmäßigen Streicheleinheiten und diesem glücklichen Schnurren. Einige unserer flauschigen Wegbegleiter haben jedoch eine andere Sicht auf die Realität und setzen auf Individualität. Müssen wir es also akzeptieren? Oder gibt es doch Hoffnung? Die Antwort lautet: ja. Es gibt einige Tricks, mit denen wir unseren Liebling zu mehr Nähe bewegen können. Viel Geduld ist die Voraussetzung. Aber der Reihe nach.
Starker Charakter einer Katze
Was eine Katze psychologisch von anderen Tieren unterscheidet, ist ihr starker und individueller Charakter. Im Vergleich zu einem geselligen Hund gehört nicht jede Katze zu den treuen Haustieren, die es lieben, auf der Hand getragen zu werden, auf dem Schoß zu liegen oder endlos gestreichelt zu werden. Obwohl sie von Natur aus Spielkameraden sind, haben die meisten von ihnen ihren eigenen Charakter, der möglicherweise nicht immer unseren Erwartungen entspricht. Wenn die Katze nicht kuscheln möchte, kann es sehr frustrierend auf uns wirken.
Es gibt keine Garantie dafür, dass jede Katze eine schnurrende Kuschelkatze ist und das Bedürfnis nach direktem Körperkontakt gerne akzeptiert.
Warum will meine Katze nicht kuscheln?
Die Tatsache, dass sich eine Katze streicheln lässt, ist eher eine erlernte Reaktion auf menschliches Handeln als ein typisches Verhalten einer erwachsenen Katze (diese Tiere behalten immer einen gewissen Grad an Verhaltensmustern ihrer Artgenossen in freier Wildbahn). Einige können jedoch den engen Körperkontakt mit Menschen überhaupt nicht akzeptieren, sie halten Abstand und leben nach ihrem eigenen Weltbild. Sie fühlen sich wohl als distanzierte Beobachter, irgendwo auf dem Wohnzimmerschrank in sicherer Entfernung. Es ist jedoch nicht alles verloren. Es lohnt sich, die Hintergründe zu verstehen und einige Tricks zu kennen.
Umstände, die den Charakter der Katze beeinflussen
Bevor man sich eine Katze anschafft, sollte man wissen, was zu tun ist, damit sie bereit ist, gestreichelt zu werden. Man muss auch wissen, dass einige Faktoren es der Katze erheblich erschweren können, seinen Besitzer mehr körperliche Nähe zu erlauben. All diese Aspekte sind keine mathematische Konstante, sondern hängen von den Eigenschaften eines jeden Individuums ab. Denn schlussendlich bestimmt die Katze die Art der gegenseitigen Beziehung und die Häufigkeit der Kontakte mit Menschen, nicht umgekehrt.
Bevor wir erfahren, was konkret zu tun ist, sollten wir als Grundlage folgende Aspekte verstehen:
Die Rasse und das Alter der Katze
Junge Kätzchen und reifere Katzen sind möglicherweise eher darauf bedacht, mit ihren Besitzern zu kuscheln als Katzen „mittleren“ Alters. Die Rasse spielt auch eine sehr wichtige Rolle. Einige Rassen sind geselliger und anhänglicher als andere. Beim Kauf eines Vertreters einer bestimmten Rasse kann man zunächst davon ausgehen, dass dieser Eigenschaften aufweist, die für diese Rasse charakteristisch sind. Jede Katze, wie auch jeder Mensch, ist ein Individualist, aber der Verhaltensrahmen innerhalb einer Rasse ist ziemlich klar festgelegt und definiert.
Wenn man erwartet, dass die Katze immer fröhlich, verspielt und ewig jung ist, sollte man lieber eine aufgeschlossene und kontaktfreudige Rasse wählen wie die Norwegische Waldkatze, die Sibirische Katze, Cornish Rex oder Devon Rex. Diese Rassen sind offen und sehr gesellig, außerdem sind sie sehr aktiv und verspielt. Sie werden nicht stundenlang auf der Couch liegen, sondern aktiv am Leben ihrer Menschenfamilie teilnehmen. Sie sind ideal für empathische Menschen, die in ihrem Haustier einen Seelenverwandten suchen.
Der Charakter
Es reicht aus, ein paar Minuten mit der Katze zu verbringen, oder ihr einfach in die Augen zu schauen, um feststellen zu können, was wir von ihr erwarten können oder was für einen Charakter sie hat. Genau wie ein Mensch kann er kontaktfreudig, zurückhaltend oder phlegmatisch sein.
Sozialisierungsprozess von Kätzchen
Ist das Kätzchen zwischen 7-9 Wochen alt, ist es offen für verschiedene Empfindungen und Erfahrungen. Wird es mehrmals täglich vom Besitzer hochgehoben, berührt, gestreichelt, lernt es, dass die Berührung einer menschlichen Hand angenehm ist. Diese Erfahrung wird dann für immer bleiben. Es hängt also viel davon ab, wie viel Zuneigung man dem Kätzchen entgegenbringt und ob man es während der Wachstumsphase mit viel Zärtlichkeit und Nähe umgibt.
Wenn die Katze jedoch Kontakt mit Menschen hatte, die es in der Vergangenheit gefühlskalt und distanziert behandelt oder gar ignoriert haben, der Kontakt also nur auf typisch physiologische Angelegenheiten beschränkt war, wird die Natur dieser Katze eher Gefühlskälte und Verschlossenheit sein. Ein misstrauischer Einzelgänger.
Hier funktioniert die Psyche der Katze ähnlich wie die des Menschen. Eine tief verletzte Katze ist argwöhnisch, manchmal sogar abwesend oder distanziert. Wenn man versucht, den Charakter der Katze zu beeinflussen, kann man diesen Zustand mit der richtigen Dosis Aufmerksamkeit und Liebe etwas lindern, aber es wird lange dauern.
Die Natur der Katze
Einige glauben, dass man einer Katze beibringen kann, ihre Liebe zu zeigen, indem man sie mit Gewalt auf den Schoß nimmt und sie zum Streicheln zwingt. Diese Methode kann manchmal bei kleinen Kätzchen funktionieren, aber sicherlich nicht bei erwachsenen Katzen.
Einige Katzen ertragen diese erzwungenen Liebesbeweise mit philosophischem Gleichmut, andere laufen weg oder gehen sogar in den Verteidigungsmodus über. Auch jene Katzen, die freiwillig auf den Schoß springen und sich gerne streicheln lassen, regulieren die Kontaktzeit selbst.
Manche signalisieren irgendwann mit ihrer Körperhaltung, also der charakteristischen Bewegung von Schwanz, Ohren, Pupillen oder körperlichen Anspannung, dass sie genug haben. Es ist nicht gut, wenn wir diese Signale missachten, denn es endet meist so, dass sich eine gereizte Katze aggressiv zur Wehr setzt.
Instinkt zur Selbstverteidigung
Für einige Katzen kann es zu gefährlich erscheinen, wenn sie sich zu sehr entspannen – und sich plötzlich verwundbar fühlen. Wir sollten immer daran denken, dass Katzen zwar Raubtiere sind, in der freien Wildbahn aber auch von anderen gejagt werden. Sowohl der Jagd- als auch Fluchtinstinkt sind stark ausgeprägt. Durch die Vermischung von gegensätzlichen Gefühlen von Sicherheit und Angst reagieren Katzen mit einer aggressiven Körperhaltung und können angreifen. Wenn dies passiert, springt die Katze normalerweise schnell von unserem Schoß, setzt sich daneben und versucht, sich zu beruhigen.
Man darf die Katze dann nicht bestrafen, das verschlimmert die Situation nur. Sie am besten in Ruhe lassen und ihr Verhalten das nächste Mal genauer beobachten, wenn sie auf unserem Schoß ist. Wir sollten auch immer daran denken, dass die Haut der Katze sehr innerviert (das bedeutet mit empfindlichen Nerven ausgestattet), reaktiv und bei manchen Exemplaren sogar stark überempfindlich ist.
Das Doppelleben der Katzen
Es ist erwähnenswert, dass kein anderes vom Menschen domestiziertes Tier in so vertrauter Beziehung mit ihm lebt und gleichzeitig eine so große Freiheit genießt. Die Katze ist unabhängig und geht ihre eigenen Wege. Fast jede führt ein Doppelleben. Einerseits lebt sie mit ihrem Besitzer in einer sehr vertrauten Beziehung, andererseits bewahrt sie sich ihre Individualität und Unabhängigkeit. Dies kann man gut beobachten, wenn man das soziale Verhalten der Katzen untereinander näher betrachtet.
Katzen sind Individuen. In freier Natur sind sie absolut unabhängig und nicht sehr gesellig. Hauskatzen unterscheiden sich nicht wesentlich von ihren Artgenossen in freier Wildbahn. Natürlich sind sie wie alle Haustiere darauf angewiesen, dass sie gefüttert werden und ihr Katzenklo sauber gehalten wird, ihre Unabhängigkeit ist trotzdem sehr bemerkenswert.
Das solltest Du möglichst beachten
- Wenn man die katzentypische Distanz von vornherein vermeiden möchte, sollte man dafür sorgen, dass sich das Tier an unsere Gesellschaft und Berührung von klein auf gewöhnt.
- Für eine Katze ist es sehr wichtig, sich nicht einsam zu fühlen. Allein gelassen über den Tag (oder schlimmer noch über die Nacht) wird sie sich verlassen fühlen. Niemand mag Einsamkeit, nicht einmal Katzen. Jede Katze ist anders, aber es besteht die Gefahr, dass eine frustrierte Katze uns mit Ignoranz bestraft. Wenn wir längere Zeit ausgehen müssen, sollten wir versuchen, die Zeit außer Haus zu verkürzen oder ihr einen Spielgefährten (in Form eines Spielzeugs oder einer anderen Katze) zur Verfügung zu stellen.
- Für eine Katze ist es sehr wichtig, sich nicht einsam zu fühlen. Allein gelassen über den Tag (oder schlimmer noch über die Nacht) wird sie sich verlassen fühlen. Niemand mag Einsamkeit, nicht einmal Katzen. Jede Katze ist anders, aber es besteht die Gefahr, dass eine frustrierte Katze uns mit Ignoranz bestraft. Wenn wir längere Zeit ausgehen müssen, sollten wir versuchen, die Zeit außer Haus zu verkürzen oder ihr einen Spielgefährten (in Form eines Spielzeugs oder einer anderen Katze) zur Verfügung zu stellen.
- Gefühlskalte Katzen werden mit dem Alter sehr oft zu Schmusetigern. Diese Perspektive sollte uns Mut geben.
Das kannst Du konkret tun
- Wenn die Katze sich nicht streicheln lässt und nicht so verschmust ist wie wir es möchten, sollten wir die Beziehung zu ihr grundsätzlich erstmal für eine Weile lockern. Noch besser wäre es, wenn die Katze etwas weniger Interesse unsererseits verspürt. Die Katze in Ruhe zu lassen und ihr die Initiative bei Kontakten zu geben, kann eine gute Wirkung haben. Es kann sehr gut sein, dass sie mit der Zeit von sich aus auf uns zukommen wird.
- Wenn sie dann mal aus eigenem Antrieb nach Nähe sucht, sollten wir ihr die Zuneigung geben, die sie braucht. Anfangs kann es sein, dass sie einfach nur neben uns sitzt, ohne jegliche Berührung. Das ist dann der erste Schritt. Auf keinen Fall sie zu irgendetwas zwingen ist oberstes Gebot.
- Wenn sie dann mal aus eigenem Antrieb nach Nähe sucht, sollten wir ihr die Zuneigung geben, die sie braucht. Anfangs kann es sein, dass sie einfach nur neben uns sitzt, ohne jegliche Berührung. Das ist dann der erste Schritt. Auf keinen Fall sie zu irgendetwas zwingen ist oberstes Gebot.
- Kleiner Trick: man kann versuchen, die Katze mit einem kleinen Stück Leckerli in seine Nähe zu locken, für den Anfang reicht es, wenn sie neben uns auf dem Boden oder auf der Couch Platz nimmt. Wenn sie es getan hat, bekommt sie das Leckerli. Dies können wir einige Tage wiederholen. Danach setzen wir uns ein neues Ziel: das Leckerli gibt es nur dann, wenn sie sich auf unseren Schoß setzt, auch wenn es nur ganz kurz ist. Mit der Zeit sollte sich die Katze auf unserem Schoß immer wohler fühlen. Erst wenn sie uns unmissverständlich zu verstehen gibt, dass sie sich wohlfühlt und uns vertraut, können wir langsam versuchen, sie zu berühren und zu streicheln. Wenn sie genug hat, sie loslassen. Das Ziel ist es, wenn sie sich auf dem Rücken liegend am Bauch streicheln lässt und dabei schnurrt. Das ist dann der ultimative Vertrauensbeweis.